Interview zum 30-jährigen Jubiläum

mit Lisa Dürer

Im Rahmen der Fachveranstaltung zum 30-jährigen Jubiläum der Akademie für Ehrenamtlichkeit „30 Jahre Engagementförderung made in Berlin – Ein Blick in die Zukunft des ehrenamtlichen Engagements“.

Lisa Dürer ist Geschäftsführerin der Akademie für Ehrenamtlichkeit. Als Trainerin und Beraterin liegen ihre Schwerpunkte im Bereich Freiwilligenkoordination und -management,
Prozessbegleitung und Moderation. Sie leitet das Projekt „Projektschmiede" und ist auch darüber hinaus in verschiedenen Projekten eingebunden.

Das Gespräch führte Frederike Schmitz (Referentin für Öffentlichkeitsarbeit). 

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Foto: Buse Parmaksiz

  1. Wie bist du zur Akademie gekommen?

Lisa Dürer:
2013 habe ich das erste Seminar bei der Akademie besucht. Dabei habe ich, als langjährig Engagierte, für mich entdeckt, dass mir das Wissen und der Austausch unter dem Dach der Akademie einen unbändigen Motivationsschub gibt. Damit wurde ich aufmerksame Newsletter-Leserin und habe immer mitverfolgt, was die Akademie für Ehrenamtlichkeit entwickelt. Kurz zuvor hatte ich mein Studium beendet und da mich das Thema Ehrenamt immer bewegt und interessiert hat, waren schon meine ersten beruflichen Stationen im Bereich Zivilgesellschaft.
Enger mit der Akademie verbunden war ich ab 2015, als Ulrike Gringmuth-Dallmer, damals stellvertretende Leitung der Akademie, auf mich zukam, um zu fragen, ob ich mir vorstellen kann, als freie Mitarbeiterin aktiv zu werden. Es folgten also die ersten Fahrten, u.a. nach Niedersachsen zum DRK und anderen Organisationen.
Als Projektleitung für einen Wohlfahrtsverband war es meine Aufgabe, Menschen mit Fluchtbiografie für ein Engagement zu gewinnen und zu unterstützen, selbst Angebote aufzubauen – auch hier habe ich wieder gerne mit der Akademie kooperiert. Dennoch habe ich nie damit gerechnet, mal für die Akademie zu arbeiten, geschweige denn die Akademie für Ehrenamtlichkeit zu leiten. Das ist mir bis jetzt eine große Ehre!

  1. Wie hat sich die Akademie verändert, seit du sie kennst?

Lisa Dürer:
Ich habe die Akademie zunächst über ihre Seminare kennengelernt und im zweiten Schritt die Projekte entdeckt. Das neue WIR oder House of Resources sind mir noch als „Außenstehende“ in Erinnerung, da ich direkt Inputs mitnehmen konnte und froh darüber war, dass neben den Projekten, in denen ich aktiv war, auch andere Akteure darüber nachdenken, wie zum Beispiel marginalisierte Gruppen leichter Zugang zur Engagement-Landschaft erhalten und dort auch als wichtige Stimmen gehört werden.
Dass die Akademie für Ehrenamtlichkeit seit vielen Jahren auch Beratung in den Bereichen Freiwilligenmanagement, Organisationsentwicklung, Digitalisierung, Netzwerkmanagement und Diversity anbietet, habe ich erst später durchdrungen.
Was ich bis heute beeindruckend finde, ist die Lernkurve, die die Akademie auf dem Weg in den digitalen Raum erklommen hat. Die Pandemie hat die Akademie zu einem Labor für die Transformation von Angeboten für den digitalen Raum gemacht. Wir haben uns beim Lernen direkt über die Schultern schauen lassen, haben beispielsweise den Workshop „Analog goes digital“ entwickelt und arbeiten seitdem noch mehr in Kollaborationen.

  1. Was können wir gut, was haben wir schon immer gut gemacht?

Lisa Dürer:
Was die Akademie gestern wie heute auszeichnet, ist Know-How und Erfahrung gepaart mit viel Interesse und Empathie gegenüber unseren Auftraggeber*innen, Teilnehmenden und Partnern. Die Kolleg*innen der Akademie schaffen immer wieder eine gute Atmosphäre, in der Raum für Austausch, Lernen und den einen oder anderen Spaß entsteht.

  1. Welchen Nutzen haben die Leute, wenn sie zur Akademie kommen?

Lisa Dürer:
Gerne hören wir erstmal zu. Egal ob ihr Engagierte aus dem kirchlichen Kontext, Hauptamtliche einer Gewerkschaft, die keine Engagierte mehr findet, kleine Initiative oder großer Verband seid: In einem ersten Gespräch klären wir, was vor Ort gebraucht wird, wie schnell etwas angepackt werden kann und welches Format zu euren Strukturen passt. Als Akademie können wir dabei viele Hebel umlegen, denn egal ob Workshops, mehrmodulige Weiterbildungen oder Prozessbegleitung bzw. Beratung – gerne gehen wir digital oder live einen kurzen oder längeren Weg mit Akteuren, damit danach wieder unbändig viel Schwung im Engagement vorhanden ist.

  1. Was hast du von der Fachveranstaltung und der Feier zu unserem Jubiläum mitgenommen und gelernt?

Lisa Dürer:
Wie wichtig feiern und innehalten ist! Es war sehr beeindruckend, welche Energie im Raum war, denn viele der Wegbegleiter*innen der ersten Jahre waren mit Engagierten sowie dem aktuellen Team der Akademie und Netzwerkpartner*innen in einem Raum versammelt. Dabei haben wir es geschafft, nicht nur einen Rückblick über das Geleistete ins Zentrum zu stellen, sondern auch all die unterschiedlichen Gäst*innen in Diskussion und Austausch zu bringen. Bildlich ist das Netzwerk, das wir zu Beginn der Veranstaltung gesponnen haben, etwas, was vor meinem inneren Auge lange präsent bleiben wird.

  1. Was wünschst du dir für die Akademie für die nächsten 30 Jahre?

Lisa Dürer:
Weiterhin so viel Schwung durch das Team der Akademie, nicht abreißende Ideen von Engagierten, zu denen sie uns anfragen und noch intensivere Arbeit in Netzwerken, denn gemeinsam werden meiner Erfahrung nach die tragfähigsten Angebote entwickelt. Auf einer anderen Ebene wünsche ich der Akademie, wie auch Akteuren der Zivilgesellschaft, auch ein bisschen mehr Luxus.
Ich träume hierbei nicht von Kaviar und Hummer, aber Luxus in Form von weniger finanziellem Druck. Das wäre ein wichtiger Schritt, um weiterhin so umfassend „Engagiert für das Engagement“ zu sein.
Meines Erachtens stehen wir bildlich gesprochen an einer Kreuzung, und eine Straßenrichtung scheint mehr ausgebaut zu sein. Dort werden Engagement und die Zivilgesellschaft zumeist nur punktuell und einmalig gefördert, um wertvolle Angebote umzusetzen. Doch junge – wie auch etablierte Organisationen wie wir – benötigen nicht nur wirkungsvolle Angebote, sondern ergänzend Beinfreiheit in Form von langfristigen Allianzen und Förderungen, um die eigene Struktur, Wissen und Netzwerkarbeit auszubauen bzw. zu halten.

Herzlichen Dank, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast!

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